Tränen, Schweiß und Champagner: So hart ist der Überlebenskampf im Sylter Straßenverkehr wirklich

Tränen, Schweiß und Champagner: So hart ist der Überlebenskampf im Sylter Straßenverkehr wirklich

KAMPEN(spa) – Die Insel atmet auf. Nachdem jahrelang eine fast unerträgliche Perfektion aus manikürten Vorgärten, makellosem Asphalt und sanft plätschernden Wellen das Leben auf Sylt dominierte, kehrt nun endlich ein Stück ungebändigte Natur zurück in den Alltag der Insulaner. Möglich macht dies eine wachsende Flotte von hochgeländegängigen Luxus-SUVs, allen voran der neue Land Rover Defender, der es den Bewohnern wieder erlaubt, die rauen und gefährlichen Seiten der Insel zu „erfahren“.
„Es war eine psychologische Notwendigkeit“, erklärt Lifestyle-Soziologe Dr. Justus-Maximilian von Weyrich (48) aus seinem Reetdachhaus in Keitum. „Der Mensch, auch der Sylter Mensch, sehnt sich nach dem Unvorhersehbaren, nach der Konfrontation mit den Elementen. Wenn die größte Gefahr des Tages darin besteht, dass der Rosé zu warm wird, führt das zu einer existenziellen Leere.“ Diese Leere werde nun gefüllt – mit Allradantrieb und einer Bodenfreiheit von 29 Zentimetern.
Die Berichte der neuen „Abenteurer“ klingen dramatisch. Benedikt C. (54), Vermögensverwalter, schildert seine jüngste Expedition zum Bäcker in Wenningstedt: „Ich stand vor dem Parkplatz des Supermarktes. Die Einfahrt – eine gnadenlos steile Rampe von fast fünf Grad Neigung, gespickt mit tückischem Kopfsteinpflaster. Ohne meine elektronisch geregelte Luftfederung und das ‚Terrain Response 2‘-System hätte ich umkehren müssen.“ Schweißperlen auf der Stirn, die Hände fest am beheizten Lenkrad, meisterte er die Einfahrt. „Als ich den Motor abstellte, spürte ich dieses pure, unverfälschte Gefühl, etwas geschafft zu haben. Ein Hauch von Yukon, direkt neben dem Leergutautomaten.“
Inselweit bilden sich bereits erste „Offroad-Gemeinschaften“. Man trifft sich nicht mehr nur zum Polo, sondern zu waghalsigen Konvoi-Fahrten zum Lister Ellenbogen. Per Funkgerät werden Warnungen durchgegeben: „Achtung, Herde freilaufender Schafe bei Kilometer 3!“ oder „Tiefe Spurrille vor der Sansibar-Zufahrt – bitte Wathose bereithalten!“. Der Schnorchel am Defender, eigentlich für Flussdurchquerungen gedacht, bewährt sich hier als unverzichtbares Accessoire gegen die aggressive Gischt auf dem Parkplatz.
Der Automobilhersteller selbst bewirbt das Fahrzeug als Mittel, um der Insel „einen Hauch Wildnis zurückzugeben“. Und die Rechnung geht auf. „Letztens bin ich über einen Ast gefahren, der auf der Straße lag. Einfach so“, berichtet Clarissa von Tettau-Riedel (38) sichtlich bewegt. „Mein alter Porsche hätte das nicht überlebt. In diesem Moment habe ich mich so lebendig, so verbunden mit der rauen Natur gefühlt wie nie zuvor. Ich habe sofort meinen Mann angerufen. Wir haben später mit einer Flasche Veuve Clicquot darauf angestoßen.“
Die Inselverwaltung prüft derweil, ob besonders anspruchsvolle Strecken, wie der Weg zum Recyclinghof oder die Auffahrt zum Fähranleger, als „Sonder-Biotop für Allrad-Erlebnisse“ ausgewiesen werden können. Ein erstes Schild wurde bereits gesichtet: „Achtung! Schlagloch (Tiefe ca. 4 cm). Befahren auf eigene Gefahr. Alpinerfahrung von Vorteil.“

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